Starke Schädigung des Wurzelraumes bei Bauvorhaben

Fehlende Vegetation, Fahrspuren und weißliche Belege auf Grünstreifen nach Bauvorhaben
Fehlende Vegetation, Fahrspuren und weißliche Belege auf Grünstreifen nach Bauvorhaben

Ein weit verbreitetes Phänomen ist die Missachtung des Baumschutzes bei Bauarbeiten, trotz einer Reihe existierender Empfehlungen und Normen für Bauvorhaben wie die DIN 18920 oder die RAS-LP 4. So war es auch bei diesem Kunden:

 

In mehreren Straßenzügen wurden neue Häuser gebaut. Entlang der Straßen standen in Grünstreifen vorschriftsmäßig gepflanzte und gepflegte junge Bäume (Manna-Esche, Bergkirsche und Magnolien)  (nach FLL 2004). Trotz mehrfacher Aufforderung missachteten die Baufirmen komplett den Baumschutz. Sie fuhren mit schweren Maschinen bis an die Baumstämme heran und lagerten Material und Maschinen auf den Baumscheiben. Es kam zu einer weiteren Bodenverdichtung durch einen flächigen Auftrag einer dünnen Schicht Bauschlamm auf dem Grünstreifen. Zudem wurden Zementreste auf den Baumscheiben ausgekippt. Als dann noch der Inhalt einer Dixi-Toilette auf den Grünstreifen lief, brachte dies das Fass im wörtlichen Sinne zum Überlaufen. Bei den Bauausführungen kam es damit zu einer maximalen Bodenschadverdichtung und einer Verunreinigung des Bodens. Boden und Baum wurden massiv gestört.

 

Zu Recht befürchtete der Kunde eine nachhaltige Beeinträchtigung des Bodens und somit der Standortsqualität für die Bäume. Der entstandene Schaden sollte beurteilt und Maßnahmen zur Sanierung des Bodens empfohlen werden.

Die Ausarbeitung des Gutachtens erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Baumsachverständigen J.P. Wagner (www.sicherheit-am-baum). Dieser übernahm die oberirdische Beurteilung der Bäume, sowie die monetäre Einschätzung des Schadens nach der Methode Koch. Die bodenkundliche Untersuchung wurde von Boden & Baum durchgeführt.

 

  

Für die Beurteilung des Schadens am Boden, habe ich zunächst eine visuelle Inaugenscheinnahme durchgeführt. Dazu habe ich oberflächlich erkennbare Merkmale wie Fahrspuren, fehlende Vegetation oder sichtbare Ein- und Aufträge aufgenommen. Anhand solcher Merkmale kann die flächige Ausdehnung einer schädlichen Bodenverdichtung geschätzt werden.

 

Um den Schaden genauer beurteilen zu können, habe ich eine eingehende Untersuchung durchgeführt. Dazu habe ich stichprobenartig den Eindringwiderstand des Bodens an mehreren Stellen des Untersuchungsgeländes sowie an einer Referenzfläche gemessen.  Weiterhin habe ich  den ph-Wert und die elektrische Leitfähigkeit entnommener Mischproben gemessen. Beide Werte können Hinweise auf Kontaminationen geben, wenn Sie von Referenzwerten abweichen.

 

Die Ergebnisse zeigten, dass es durch die Befahrung zu einer flächigen Bodenschadverdichtung bis in eine Tiefe von 20 bis 45 cm gekommen ist. Weiterhin war flächendeckend eine Schicht von ca. 2 cm Bauschlamm aufgetragen. Beide Faktoren bedeuten eine erhebliche Beeinträchtigung der Bodenbelüftung sowie der Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens. Damit wurde der Standort als Lebensraum für Wurzeln nachhaltig zerstört und eine dauerhafte Beeinträchtigung der Vitalität und des Wachstums der Bäume war zu erwarten.  Zusätzlich wiesen erhöhte Leitfähigkeitswerte in der Schlammschicht darauf hin, dass es zu einem unterwünschten Eintrag von Fremdstoffen gekommen ist.

 

Zur Wiederherstellung der Standortsqualität habe ich konkrete Maßnahmen zur Bodensanierung empfohlen. Dazu gehörten Abtrag der Schlammschicht, Bodenauflockerung und Einsaat eines flächendeckenden Grüns.